SCHWERPUNKT KULTURELLE DIVERSITÄT

PROJEKTSCHWERPUNKT: KULTURELLE DIVERSITÄT

interkulturelles Lernen und Bewusstmachen globaler Asymmetrien“ (Projekt erfolgreich abgeschlossen)

Ein Wissen über andere Kulturen und Kontexte erweitert den eigenen Horizont, trägt zur Entstehung eines Bewusstseins für globale Asymmetrien bei und fördert ein friedliches Zusammenleben. Die Veranstaltung von Workshops, Vorträgen und Seminaren zu diesem Schwerpunkt im österreichischen Kontext ist umso wichtiger, als sich die Bevölkerung Österreichs aus Menschen zusammensetzt, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen. Es ist daher sinnvoll, voneinander zu wissen, damit eine Kultur der Gleichgültigkeit nicht die Oberhand nimmt. Durch (04)vier Veranstaltungen, die im Nachfolgen vorgestellt werden, konnte bereits eine Bühne für einen offenen Dialog geschaffen werden. Im Fokus standen hierbei besonders afrikanische Marktplätze als Ort des Austausches mit oft unterschätzter Wichtigkeit für ein soziales Gefüge, bei dem besonders die Marktfrau-en einen wichtigen, wenn auch oft unsichtbar gemachten, Beitrag leisten. Durch eine genauere Betrachtung und eine Auseinandersetzung auf praktische, aber auch künstlerische Art wurde sich dem Thema genähert und dem Publikum so ein tieferes kulturelles Verständnis vermittelt, das zum Weiterdenken und Reflektieren der gesellschaftlichen, aber auch der eigenen Perspektiven anregt. AFRI-EUROTEXT bedankt sich beim MAGISTRAT 7 – KULTUR sowie bei der Kunstsektion der BUNDESKANZLERAMTES für die Unterstützung der Umsetzung dieses Projektes.

Die abschließende Veranstaltung zu diesem Projekt war eine KÜNSTLERISCHE AUSSTELLUNG betitelt: Afrikanische Marktfrauen als Triebkräfte für das Fortkommen Afrikas. Der Verein AFRI-EUROTEXT setzte sich (in dieser Ausstellung bzw. durch diese Ausstellung) zum Ziel, erstens eine Hommage an diese Frauen zu richten, die (nicht nur in Afrika, sondern auch in Asien, Mittel- und Südamerika usw.) mit Herz, Mut und vor allem mit Intelligenz sich ihren täglichen Herausforderungen stellen. Zweitens möchte AFRIEUROTEXT ein Zeichen zur Sichtbarkeit dieser strukturell unsichtbar gemachten Subjekte setzen. AFRIEUROTEXT ist davon überzeugt, dass die Kunst auch ein Teil des intellektuellen bzw. wissenschaftlichen Diskurses über unsere Welt darstellt. Es geht u.a. darum, diese Subjekte diskursiv sichtbar zu machen.

Das Thema „Afrikanische Marktfrauen als Triebkräfte für das Fortkommen Afrikas“ ist schwerpunktmäßig bei AFRI-EUROTEXT großgeschrieben. Die Ausstellungseröffnung fand am Mittwoch, 25. November 2015 um 19:00 Uhr im Presseclub Concordia, Bankgasse 8, Wien 1010 statt. Die Vernissage war musikalisch von frenetischen Klängen des Xylofons von Mamadou Diabaté, dem europa- und afrikaweit bekannten Xylofonexperten, der die Vernissage mit seiner atemberaubenden Xylofonperformanz aufgewertet hat. Alle Gäste haben Tanzschritte gewagt. Die Ausstellung nahm zeitgleich den AusstellungsbesucherInnen mit auf eine Reise in die vielfältige kulinarische Welt Afrikas: Gebackene Kochbananen mit würzig gegrilltem Süßwasserfisch wurden zum Genuss angeboten.

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Ausstellungsobjekte bzw.-subjekte sind bemalte Bilder von Marktfrauen und Marktplatzszenen auf weißer Leinwand mit Acryl-Farben bemalt. Farben, die auf diesen Leinwänden in einen synästhetischen Dialog einander treten und die kraft der Marktfrauen sichtbar und spürbar machen. Die Bilder tragen Bezeichnungen, die an Ortschaften in Afrika erinnern. Sie machen auf Menschen aufmerksam, die unterwegs sind und die mit bordeigenen Mitteln versuchen, eine Welt jenseits von Fatalismus zu organisieren. Die Bilder der Ausstellung werfen selbstverständlich Fragen: politische, soziale und kulturelle Fragen, Fragen der lokalen und globalen Machtverhältnisse auf.

„Ich sehe Assukuma, die ihr Gemüse auf blankem Boden auf dem Marktplatz von Benjang anbietet,
und mit dem Erlös eine vielköpfige Familie ernährend und pflegend.
Ich höre noch die flehenden Stimmen jener jungen und erwachsenen Frauen,
die um Mitternacht die Dunkelheit der Haltestationen im tropischen Wald herausforderten,
mit einer Taschenlampe bewaffnet skandieren:
Bananen, Bananen, Bananen …
Erdnüße, Erdnüße, Erdnüße …
Maniokstücke, Maniokstücke, Manioksstücke, fünf Stücke zu 100 francs cfa …“
(Auszug aus dem in Entstehung begriffenen Roman Harte Tropen von Daniel R. Bitouh)

Dennoch leisten diese Frauen einen lobenswerten gesellschaftlichen Beitrag. Ein Beitrag, der – strukturell bedingt – meistens unsichtbar gemacht wird und undokumentiert bleibt. „Marktfrauen“ ist ein allumfassender Begriff für eine in der Tat heterogene und komplexe Realität ländlicher sowie städtischer Ortschaften in den Ländern Afrikas. Die Ausstellung möchte der stereotypen Repräsentation von Marktfrauen als unschöne „Objekte“ mit Bildern entgegentreten, die die Frauen in ihrer Rolle als Alltagsheldinnnen anerkennen. Dabei antworten die künstlerischen Werke nicht mit der Aufrechterhaltung homogenisierender Darstellungen von der Marktfrau, sondern zeichnen ein Gewebe von Mädchen, jungen und alten Frauen mit ihren eigenen Geschichten: Es sind Waisenkinder, verheiratete sowie unverheiratete Frauen, Witwen, Alleinerziehende. Es sind Frauen, die aus unterschiedlichen soziopsychologischen bzw. soziopolitischen Gründen die Schule nicht bzw. nur teilweise besuchen (konnten). Und es sind diese Frauen, die ihre vielköpfigen Familien ernähren, ihre Kinder zur Schule schicken und dadurch Straßen der Hoffnung bauen. Dies ist nur eine Dimension ihres vielfältigen Beitrags zum Fortkommen afrikanischer Gesellschaften bzw. zum Frieden.

In den Statistiken der einseitigen Logik der internationalen Finanzorganisationen (IWF, OECD und Banken) werden die volkswirtschaftlichen Organisationsformen nicht erfasst, die diese Marktfrauen darstellen. Es wird anachronistisch wiederholt, dass der Beitrag des afrikanischen Kontinents zur Gesamtweltwirtschaft nur 2% bis zu 0% beträgt. Bei solchen Statistiken wird an der Tatsache vorbeigegangen, dass nur der Wert von Gold, Diamant, Nickel, Kupfer, Kaffee, Kakao oder Bananen an den Börsen quotiert wird aber keineswegs z.B. die 7 Kilometer, die eine Marktfrau zu Fuß in einem ländlichen Gebiet jeden Tag unter der sengenden Sonne hin und zurück ablegen muss, um ihr Maniokfeld zu erreichen.

Die Ausstellung Afrikanische Marktfrauen als Triebkräfte für das Fortkommen Afrikas ist das Ergebnis einer ganzjährigen Arbeit von Daniel Romuald Bitouh und Nicole Binder. Die Bilder der Ausstellung sind Unikate, die zum Kauf angeboten werden. (siehe Presseclub Concordia, Bankgasse 8, Wien 1010. Tel. 0043 153385730)

Der Verein AFRI-EUROTEXT bedankt sich
– beim PRESSECLUB CONCORDIA (Hauptkooperationspartner) und bei Frau Dr. Astrid Zimmermann, Generalsekretärin des Presseclub Concordia
– beim MAG 7 Wissenschafts- und Forschungsförderung
– bei der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes
– Beim afroasiatischen Supermarkt PROSI
– bei den Mitarbeiterinnen der AFRI-EUROTEXT-Projektorganisation
für die vielfältige Unterstützung.

AFRI-EUROTEXT bedankt sich bei ebenfalls den zahlreichen BesucherInnen für den schönen Abend, der allen Beteiligten große Freude bereitet hat.
Die anfangs Februar 2016 stattfindende Finissage wird mindestens ebenso großartig werden. Das genaue Datum dazu wird bald auf der Webseite www.afrieurotext.at bekannt gemacht. Bis dahin sind die Ausstellungsbilder weiterhin in den Räumlichkeiten des Presseclub Concordia zu betrachten.

Der Auftaktworkshop zu diesem Projekt lautete: „Afrikanische Marktfrauen als Triebkräfte für das Fortkommen Afrikas“ In diesem Workshop wurde die Aufmerksamkeit auf die Marktfrauen Tignères gelegt. Tignère ist eine abgeschiedene Gegend im Nordkamerun, 1000 Kilometer von der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé entfernt. Nichtsdestotrotz gibt es Menschen, die einen mutigen alltäglichen „Kampf“ gegen diese geographisch und strukturell bedingte Abgeschiedenheit führen. Ihr Ziel ist es, diese Gegend aus der geistigen und materiellen Armut herauszuarbeiten. Marktfrauen zählen zu diesen Menschen. Diese Frauen werden meistens geringgeschätzt und missachtet, weil sie nicht in einem Büro mit Klimaanlage und gepolsterten Möbeln sitzen, weil sie wegen ihres marktplatzbedingt “ungepflegten Aussehens” “unschön” und “unattraktiv” wirken. Der Schein trügt aber. Nach dem gemeinsamen Anschauen des Kurzfilms betitelt „Willkommen in Tignère“ folgte ein kurzer Impulsvortrag. Der Workshopleiter Dr. Daniel Romuald Bitouh schilderte die Handlungsmacht dieser Frauen näher. Ein dynamisches bzw. interaktives Gespräch unter den WorkshopteilnehmerInnen schloß den Workshop ab. Diese Veranstaltung fand am 06.05.2015 in den Räumlichkeiten des Vereins Depot in der Breite Gasse 8, Wien 1070 von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr statt.
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Dekolonisierung eines einseitigen Nord-Süd-Dialogs ist der Titel des Workshops, der am 30.06.2015 von 19:00 bis 21:00 Uhr im Verein Depot, Breite Gasse 3, Wien 1070 stattfand. Dr. Daniel Romuald Bitouh, Literatur- und Kulturwissenschaftler, leitete den Workshop, der sich durch die Intensität der TeilnehmerInnen-Beiträge als sehr informativ und spannend erwies. Hier paar Bilder.
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„Dekoloniesierung eines logozentrischen Nord-Süd-Dialogs“ ist der herausfordernde Titel eines Kurzfilms sowie einer Fotoausstellung, aber auch das gleichnamige Thema einer anschließenden Diskussion über diese filmischen und fotografischen Bilder – Bilder aus Tignère, einer abgeschiedenen Gegend in Nordkamerun. Der Workshop leistete einen kontrapunktischen Beitrag zur kritischen Hinterfragung einer andauernd einseitigen Berichterstattung über ein von Katastrophen gebeuteltes Afrika. Die ausgestellten Bilder stellten einen Versuch dar, ein differenzierteres Bild von Afrika in all seiner Vielfalt zu vermitteln. Die Bilder erinnerten zwar an jene medial verbreiteten Bilder, die Tourist_innen, Künstler_innen, Journalist_innen und Forschende von ihren Afrikareisen mitbringen, sollten aber dazu anregen, das geopolitische Bewusstsein zu schärfen und möglichst unvoreingenommen Afrika in all seiner Ambivalenz wahrzunehmen. Die Zielsetzung des Workshops bestand darin, nicht präskriptiv, sondern deskriptiv diesen komplexen Raum zu verorten. Dafür wurde gemeinsam den in Tignère (Nordkamerun) gedrehten Dokumentarfilm „Dekolonisierung eines logozentrischen Nord-Süd-Dialogs“ (Dauer: ca. 30 Minuten) angesehen. In einem darauffolgenden Impulsvortrag wurde das Workshop-Konzept erläutert und der Film zu in Tignère aufgenommenen fotographischen Bildern in Beziehung gesetzt. Dies regte zu einer gemeinsamen Diskussion über die filmischen und fotographischen Bilder an.

LEBENSMITTEL AUS AFRIKA (Workshop)
In einer Welt, in der Bilder eines katastrophalen `Afrikas´ die Medienlandschaften in den Metropolen des Nordens überfluten, ist es an der Zeit, diese verengenden und einseitigen Berichtserstattungen zu untergraben, indem zum Beispiel die land- und volkswirtschaftliche Dynamik der dort lebenden Menschen sichtbar gemacht wird. Kakao. Kaffee, Bananen und Tee sind einige subtropische Früchte bzw. Lebensmittel, die zahlreiche Menschen in den Metropolen der Welt zu Tisch bekommen. Bilder von landwirtschaftlichen Produkten aus afrikanischen Ländern, sowie tropische Früchte aus den Regalen mancher Wiener und exotischer Supermärkte (Bananen, Kaffee, Avocados, Tee, Okra, Yams, Maniok, Makabo, Papaya, Erdnüsse usw.), genauso wie Bilder von Frauen, Kindern und Männern auf Maniok-, und Erdnussfeldern, auf Kakao-, Kaffee- und Bananenplantagen werden ausgestellt, um den langwierigen Arbeitsprozess sichtbar und bewusst zu machen, der hinter der Produktion dieser Lebensmittel steckt. Der Workshop nimmt uns mit auf eine Reise in die kulinarische Welt Südkameruns: Gebackene Kochbananen mit würzig gegrilltem Süßwasserfisch werden zum Genuss angeboten. Unser nächster Workshop zu diesem Thema findet im Oktober 2015 statt. Hier paar Bilder des am 23.05.2015 um 18 Uhr im Amerlinhaus (Stiftgasse 8, Wien 1070) stattgefunden Workshops (Teil I):
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